Ein von meiner fruhesten Jugend an gehegter Wunsch, namlich der einer Pilgerfahrt in das heilige Land, wurde neuerdings rege und ich glaubte meinen Aufenthalt im Oriente auf keine wurdigere und schonere Erinnerungen fur die Zukunft hervorrufende Weise beschliessen zu konnen. Wer den Orient gesehen und seine hohe Bedeutung als die Wiege unseres ganzen geistigen und moralischen Seyns, als die Wiege unseres Glaubens, unserer Gesetze, unserer Kunst und unseres Wissens aufgefasst hat, der musste es als eine grosse Lucke in seinem Wanderleben ansehen, wenn er jene Orte nicht betreten hatte, von denen das Gesetz ausging und welche die Geschichte unserer Religion geheiligt hat. […] Als Mensch und Christ machte ich somit meine Pilgerreise, als solcher nahm ich die Eindrucke jener heiligen Orte in mich auf und ubergebe sie hier der Offentlichkeit mit der Bitte, sie auch nur von diesem Standpunkte aus zu betrachten. Wenn man auf dem Gipfel des Horeb steht, in die Grotte der Geburt unseres Heilandes zu Bethlehem niedersteigt, oder in den stillen Raum des heiligen Grabs zu Jerusalem eintritt, so braucht nach nichts weniger als ein Frommler zu seyn, um einen heiligen Schauer zu fuhlen und auf das Tiefste ergriffen zu werden. (Russegger 1847. 3. Bd. S. 5f.)

[…] denn Einheit der Norm in den Handlungen gibt nur die hochste Kultur, die vollendetste Civilisation und diess gerade ist die Bedingung, wodurch der Mensch zum Menschen wird, der Geist des humanen Gesetzes, der gottliche Strahl, der vorzuglich vom Christenthume ausging. (Russegger 1841. 1. Bd., 1. Theil. S. 119.)