Der Orient - Fiktion oder Realität? / The Orient - Fiction or Reality? Published online by Cambridge University Press: 30 August 2025
In der Geschichte der Menschheit gab es kein anderes Land, das die Menschen bis heute uber viele Generationen hinweg so beschaftigt und fasziniert hat, wie Agypten und sein pharaonisches Kulturerbe. Die Lebensweise der alten Agypter, ihr Glaube, die Geheimnisse der Bildstocke, die Techniken der Einbalsamierung (Mumifizierung), die Architektur und ihre Techniken etc. waren und sind immer noch, in unserem 21. Jahrhundert, ein interessanter Forschungsgegenstand, der aber unabhangig von einer wissenschaftlichen Diskussion auch innerhalb unserer Gesellschaft auf Interesse stost.
In einem wissenschaftsgeschichtlichen Werk zur Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts von G.P. Gooch, das aber erst Mitte des Jahrhunderts ins Deutsche ubersetzt wurde, wird die Bedeutung der Orientforschung fur das gesamte 19. Jahrhundert deutlich:
Zu den aufsehenerregendsten Leistungen des 19. Jahrhunderts gehort die Wiederentdeckung des Alten Orients. Heute wissen wir, dass Griechenland und Rom keineswegs am Beginn der Weltgeschichte stehen, sondern dass sie die Erben einer Reihe von hochentwickelten Kulturen waren. Unsere Perspektive hat sich vollig gewandelt. Die antike Welt ist nicht mehr lediglich die Vorhalle fur ein christliches Europa, sondern nimmt zeitlich den groseren Teil der nachweisbaren Geschichte ein.
Durch die napoleonische Expedition nach Agypten (1798-1801), die bezuglich einer langeren Besatzung zwar militarisch gescheitert, fur Agypten aber kulturell gewinnbringend war, gelang es franzosischen Wissenschaftlern, die mit dem franzosischen Heer gekommen waren, Agypten in eine neue Ara zu fuhren. Es war die erste direkte Begegnung mit dem Abendland seit der Zeit der Kreuzzuge. Die Herrschaftsstrukturen der Mameluckendynastie, die seit der Mitte des 13. Jahrhunderts Agypten regierte und sich in der osmanischen Herrschaft ab 1517 fortsetzten, wurden durch die militarischen Niederlagen im Kampf mit den abendlandischen Kraften erschuttert und das Land aus dem mittelalterlichen Schlaf gerissen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von der ägyptischen Renaissance. Die Ergebnisse der Wissenschaftler, die Napoleon in seiner Begleitung hatte, waren von groser Bedeutung fur Ägypten und seiner Auseinandersetzung mit westlichen Verhaltens- und Denkstrukturen.
Die systematische Erforschung Agyptens seitens der franzosischen Forscher im Bereich der Altertumskunde, Archaologie, Architektur, Zoologie, Botanik, Astronomie, Feldvermessung und Untersuchung der Wandmalereien, veroffentlicht in dem vierbandigen Werk „Description de l`Egypte” (Paris 1809-1828), ruckte das Land am Nil in das Interesse der europaischen Offentlichkeit.
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